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Denkmal für die jüdischen Gefallenen des Zweiten Weltkrieges

Am 8. Mai 2020 fand auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd in einem sehr kleinen Kreis die Einweihung des neu errichteten Denkmals für alle jüdischen Männer und Frauen, Soldaten und Widerstandskämpfer statt, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ihr Leben für die Freiheit des jüdischen Volkes gaben.

Leider konnte aufgrund der immer noch bestehenden Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln nur eine sehr begrenzte Zahl von Teilnehmern dieser bedeutsamen Zeremonie beiwohnen. Stellvertretend für die Veteranen nahm Grigorij Brodetski (geb. 04.06.1926) mit seiner Gattin teil, sowie der Vorsitzende des Verbandes der Veteranen und Überlebenden der Leningrader Blockade Evgenij Karchemnik mit seiner Frau und Lidia und Alexander Volfson (Club „Unser Heim“). Neben dem Vorstand und dem Geschäftsführer David Klapheck waren auch einige Mitglieder der Gemeindevertretung anwesend.

Gemeinderabbiner Jechiel Brukner eröffnete die Zeremonie mit Psalm 16 (Michtam le David).

Gemeinderabbiner Yechiel Brukner enthüllt das Denkmal

Evgenij Karchemnik betonte, dass es ein Denkmal für unsere Väter, Großväter, Mütter, Schwestern und Brüder sei. „Dies ist das Gedenken an 350.000 Juden, die in Kämpfen mit einem brutalen Feind gefallen sind. Wir trauern um sie. Und gleichzeitig ehren wir jene unter den eineinhalb Millionen jüdischen Kriegern, die ihr Leben für uns geopfert und es geschafft haben, uns, ihre Kinder und Frauen, zu beschützen, und uns das Leben geschenkt haben. Und dies ist die Erinnerung an sechs Millionen unserer Lieben, die in Ghettos und Konzentrationslagern getötet wurden. Wir hinterlassen diese Erinnerung in Form eines Denkmals für nachfolgende Generationen…“

Er zählte die Namen der Veteranen auf, die auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd beigesetzt sind. „Wir erinnern uns an jeden von ihnen:

Itsek Berkovitch, Borys Denenburg (Feldarzt), Aron Dombrowskij, Mark Epelman, Leonid Fish, Ilja Gorolinskij, Zinoviy Krasovytskyy (Feldarzt), Grigory Krupnik, Naum Levin (Pilot),  Efim Minkin (Aufklärer, Unteroffizier, dreimal ausgezeichnet mit dem Orden des Ruhmes), Lev Schtotland (Teilnehmer an der Siegesparade 1945), Lev Stolyarski, Boris Trinker (Hauptmann), Michail Tsaplin, Boris Vaks, Anatoly Vertsayzer (Oberst der Luftwaffe).“

Vorstandsmitglied Dr. Felix Schotland wandte sich mit einer Ansprache an die Anwesenden. „75 Jahre nach dem Ende des schlimmsten Krieges, den die Weltgeschichte je gesehen hat, ist es immer noch unbegreiflich. Die Unbegreiflichkeit des Horrors von Mord, Totschlag, Krieg und der Ermordung von über sechs Millionen Juden stehen im Gegensatz zu dem, was der Geist eines Menschen erfassen kann.“ 75 Jahre nach Kriegsende stelle man sich immer noch die Frage: Wie konnte das passieren? Wie konnte der Genozid fabrikmäßig durchgeführt werden? „Wir müssen uns alle fragen, wieso haben die Mechanismen des eigenen menschlichen Verstandes, wie Anstand, Rechtsstaatlichkeit, Gewissen, versagt?“

Umso wichtiger sei es mit Blick auf die heutige Zeit, jegliche totalitären Tendenzen, jegliche Abkehr von der Rechtsstaatlichkeit, jegliche Abkehr von menschlichem Anstand zu verhindern, mahnte Felix Schotland.

„Wir gedenken heute der mutigen Männer und Frauen, die ihr Leben für die Freiheit des jüdischen Volkes gaben und dafür gesorgt haben, dass der Zweite Weltkrieg ein Ende fand.

„Wie groß unser Dank den Männern und Frauen, Soldaten und Widerstandskämpfern ist, lässt sich in Worten nicht ausdrücken. Ein Danke, eine Umarmung reichen nicht aus, um das zu zeigen und zu sagen, was wir denken und fühlen. Auch werden wir niemals die Ermordeten vergessen, niemals werden wir zulassen, dass ihr Ansehen und die Erinnerung an sie mit Füßen getreten wird.“

Der 8. Mai 1945 war der Tag der Befreiung der Gesellschaft vom nazistischen Joch – einem Regime, das einen Unrechtsstaat aufgebaut hatte. Irgendwann werden die Überlebenden nicht mehr da sein, um von den Schrecken dieser grauenvollen Zeit zu berichten.

„Hören wir diesen Menschen zu, schreiben wir es auf, behalten wir es in Erinnerung und sorgen somit dafür, dass sie nicht umsonst gelebt, gekämpft haben und schon gar nicht umsonst gestorben sind.“

Rabbiner Jechiel Brukner enthüllte das Denkmal und sprach ein El Male Rachamim mit abgewandeltem Text, das eigens für diesen Anlass komponiert wurde – es war eine Tfila, die noch nie jemand gehört hatte.

„Für all diese Seelen von Frauen und Männern, Kämpfern und Soldaten, die in Armeen gekämpft haben und ihr Leben gegeben haben für die Befreiung des jüdischen Volkes, mögen sie alle im Garten Eden ruhen…“

Nach dem anschließenden Kaddisch legten alle Anwesenden traditionsgemäß Steine auf dem Denkmal ab. Dieses neue Denkmal bildet einen Komplex mit den benachbarten Denkmälern für die jüdischen Gefallenen im Ersten Weltkrieg und für die Opfer des Nationalsozialismus. Es wird für viele ein Ort sein, an dem sie ihrer gefallenen Verwandten gedenken können.

N.M

Das Denkmal für die jüdischen Gefallenen des Zweiten Weltkriegs wurde von der Synagogen-Gemeinde Köln errichtet.
Es ist aus demselben Material gefertigt wie das Denkmal für die gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges und hat die gleiche Höhe.
Die 2,2 Meter hohe Stele trägt auf ihren Seitenflächen in hebräischer, deutscher, russischer, englischer, französischer Sprache und auf Jiddisch die Inschrift:
„Im ewigen Andenken an die jüdischen Männer und Frauen, Soldaten und Widerstandskämpfer, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft (1933 – 1945) ihr Leben für die Freiheit des jüdischen Volkes gaben. Mögen ihre Seelen eingebunden sein in das Bündel des Lebens.“
Friedhofsverwalter Daniel Lemberg hat mit großem Einsatz an der Realisierung des Denkmals mitgewirkt. Ausgeführt und aufgestellt wurde das Denkmal mit den Inschriften in sechs Sprachen vom Meisterbetrieb im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk der Gebrüder Jörg & Sven Mies (Grabmale Mies), welche auch auf unserem Friedhof tätig sind.