WIZOom mit OB Henriette Reker
Ein weiteres Zoom-Meeting der WIZO-Köln fand am 2. Juni 2020 statt – diesmal war es ein Online-Treffen mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Im Austausch mit den WIZO-Damen, von denen sie einige persönlich kennt, wurden wichtige Fragen besprochen wie die Corona-Situation in Köln, Frauenförderung, Antisemitismus. Moderiert wurde der Austausch von Golda Nasta.
Henriette Reker erläuterte, wie die Entscheidungen für die Stadt im Zusammenhang mit Covid-19 getroffen werden: Das Land schreibt die Erlasse und die Verordnung; die Stadt kann diese Erlasse „verschlimmern“, aber nicht aufheben. „Im Moment steht Köln gut da, wir haben noch 40 Corona-Erkrankte (Stand 2. Juni), das ist ganz wenig auf eine Million Einwohner.“ Wichtig sei es weiterhin die Schutz- und Vorsichtsmaßnamen einzuhalten. Die Oberbürgermeisterin betonte auch die Wichtigkeit und Aktualität der Frauenförderung, speziell in Köln – zumal sie selbst die einzige Oberbürgermeisterin in NRW ist. Sie ist eine der Begründerinnen des Clubs Köln Kolumba – Club der Soroptimistinnen, der 2015 gegründet wurde und deren Mitglieder Kölner Frauen aus unterschiedlichen Berufen sind.
Frauenförderung sei in jeder Hinsicht wichtig. Dass Frauen sichtbarer werden – auch in der Politik – sei Oberbürgermeisterin Reker ein großes Anliegen. Die erste Führungsebene sei in Köln mit Frauen gut besetzt. Sie versuche immer, Frauen durch eine Stärkung ihres Selbstvertrauens zu unterstützen: „Das Problem ist nicht, dass Frauen weniger qualifiziert sind, sondern dass sie sich manchmal selbst weniger zutrauen.“ Am 6. März 2020 verlieh Reker zum ersten Mal den Else-Falk-Preis – den Kölner Frauenpreis.
„Das Problem ist nicht, dass Frauen weniger qualifiziert sind, sondern dass sie sich manchmal selbst weniger zutrauen.“
Golda Nasta fügte hinzu, dass es Frauen oft an Selbstmarketing fehle. „Das müsste man in den Schulen als praktischen Block lehren.“
Auf die Frage hin, was die Stadt Köln gegen Antisemitismus tut, betonte die Oberbürgermeisterin, dass es endlich gelungen ist, am NS-Dokumentationszentrum eine Melde- und Beratungsstelle einzurichten. Für sie sei es wichtig, sowohl die Erinnerung wachzuhalten als auch in Situationen, wo jemand (auch verbale) Gewalt erlebt, Zivilcourage zu zeigen. Auch der erste Entwurf für die KVB-Bahn, den sie bereits gesehen habe, würde ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen. Wichtig sei es auch, die Kinder in Schulen zu erreichen.
Frau Reker äußerte die Hoffnung, dass das Jubiläumsjahr 2021 (1700 Jahre jüdisches Leben in Köln) helfen könnte, die Normalität jüdischen Lebens zu vermitteln.
„Es unterstreicht, dass wir eine Gesellschaft sind und lange Zeit waren, und sehr viel unseren jüdischen Mitbürgern zu verdanken haben.“
Orly Licht stellte die Arbeit der WIZO Köln sowie Projekte gegen Antisemitismus für das Jahr 2021 vor. „321 – 1700 Jahre Juden in Köln – ist ein Thema, was uns am Herzen liegt“, betonte die Vizepräsidentin von WIZO Deutschland. „Wir sind hauptsächlich für Israel tätig. Aber wir sind auch Kölner Frauen, viele von uns jüdisch.“ Sie unterstrich, dass WIZO durch ihre Veranstaltungen das gesellschaftliche Leben in Köln und den Austausch zwischen jüdischen und nichtjüdischen Kölnern pflege – sei es bei Lesungen, Führungen, Filmabenden, Bridgeturnieren, oder dem WIZO-Ball – das ist das Highlight. Parallel zu dem Geldsammeln für Israel zeigten die WIZO-Frauen der Kölner Gesellschaft, dass sie zu Köln gehören.
Menschen haben viele Vorurteile – und kennen zu wenige Juden, häufig gar keine. Viele haben bloß ein klischeehaftes Bild, zusammengewürfelt aus Informationsfetzen, die in ihrer Fantasie oft negativ besetzt sind. „321“ gibt uns die Möglichkeit, uns nach außen zu präsentieren“, betonte Orly Licht und schlug drei spannende Projekte vor, mit denen WIZO-Köln sich beworben hat und, falls sie genehmigt werden, auch auf Unterstützung der Stadt und ihrer Oberbürgermeisterin hofft:
Das erste Projekt heißt „Women: Get in Touch!“ – 1700 Jahre jüdische Frauen in Köln: Der Kongress, der um den 8. März 2021 stattfinden soll. Für alle Kölner, mit mehreren Vorträgen zu den unterschiedlichsten Themen – jüdische Frauen aus Geschichte und Gegenwart – Frauenportraits im Vordergrund –, Antisemitismus, aber auch ganz banale Themen, z.B. „Was ist koscher?“. Die Bandbreite des Judentums aus der Perspektive der Frau gelte es so breit wie möglich darzustellen. Von Kabbala, jüdischer Meditation, bis zu Trauergesetzen… Damit jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat, etwas zu erfahren und im Gespräch zu sein.
Und am Abend sollte eine Uraufführung des Theaterstücks von Michel Bergmann zum Thema Antisemitismus stattfinden. Wichtig wäre, dass jeder die Möglichkeit hat, daran teilzunehmen.
Henriette Reker fand die Idee großartig und merkte an, dass bei einem solchen Programm ein Tag nicht reichen würde – „man bräuchte die ganze Woche“. Darüber hinaus könnte auch der internationale Frauentag 2021 im Rathaus unter dem Motto „Jüdische Frauen“ stehen.
Für das zweite Projekt schlägt WIZO Köln vor, in der Roonstraße vor der Synagoge ein Jewish Food Festival abzuhalten – „Kölsch ist koscher“. An den Ständen soll jüdisches Essen, das traditionell an Feiertagen gegessen wird – z.B. Mazzot –, verkauft und dabei erklärt werden, welche Traditionen damit verbunden sind. Ein Jewish Food Festival wäre etwas modernes, das spricht junge Leute an. Und wenn es erfolgreich wird, könnte man das jedes Jahr machen. „Wir wollen, dass nach dem Food Festival Menschen direkt in die Synagoge gehen“, führte Orly Licht fort. „Wir möchten in der ganzen Synagoge – das wäre das dritte Projekt unter dem Motto „#jewish_art_reloaded“ – eine einmalige Kunstausstellung präsentieren, in der jüdische und nichtjüdische Künstler zeigen, wie sie Judentum in ihrer Kunst darstellen – sei es in Bildern oder in Skulpturen.“
Es gibt kaum ein stärkeres Bindeglied zwischen Menschen als die universelle Sprache der Kunst. Wir möchten Berührungsängste abbauen und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte, Kultur und heutiger Lebenswirklichkeit schaffen. Auch diese Idee versprach Henriette Reker zu unterstützen. Die größte Herausforderung dabei wäre das Sichereheitskonzept zu erarbeiten.
Man möchte hoffen, dass diese vielversprechenden Projekte realisiert werden – das wäre ein wichtiger und spannender Beitrag zum jüdischen und allgemein gesellschaftlichen Leben in Köln.