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Israel-solidarische Kundgebung

Israelsolidarische Kundgebung
100 Tage nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel war der israelische Botschafter Ron Prosor unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zu Gast an der Universität zu Köln, um über die Massaker der Hamas und die Kriegslage im Gazastreifen zu sprechen und, wie er sagte, „um Sachen darzustellen, wie sie wirklich sind“.

von Ulrike Gräfin Hoensbroech

Eisige Temperaturen und leichter Schneefall empfingen den israelischen Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, als er am Albertus-Magnus-Platz aus seinem Wagen stieg. Der seit einigen Monaten amtierende Rektor der Universität zu Köln, Joybrato Mukherjee, sowie die Prorektorin für Forschung und Lehre, Professorin Beatrix Busse, begrüßten den prominenten Gast aus Berlin ebenso wie die Teilnehmer von zwei Demonstrationen. „Ich komme mit Freude, um Sachen darzustellen, wie sie wirklich sind, in einer demokratischen offenen Gesellschaft“, sagte Prosor bei der Ankunft vor dem Hauptgebäude der Universität.

Für eine pro-israelische Demonstration waren ebenso 100 Teilnehmer angemeldet worden wie für eine pro-palästinensische Kundgebung. Wie viele Personen letztlich gekommen waren, darüber macht die Polizei keine Angaben.

Johannes Platz, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Köln war es wichtig, „das wir uns mit unserer Kundgebung direkt vor dem Hauptgebäude aufstellen konnten und Solidarität mit Israel zeigen konnten“. Dass der Aufenthalt des Diplomaten indes ohne Zwischenfälle verlief, war sicher auch der deutlichen Polizeipräsenz zu danken.

Allerdings prüfe die Polizei einen Anfangsverdacht auf Volksverhetzung aufgrund vereinzelter Parolen, die aus der Gruppe der pro-palästinensischen Demonstranten skandiert worden seien. Dies müsse aber noch abschließend bewertet werden, so ein Polizeisprecher.

Gut 100 Tage nach Beginn des Krieges der Hamas gegen Israel sprach Israels oberster Repräsentant in Deutschland im Rahmen der Vorlesungsreihe „Kölner Gespräche zu Recht und Staat“ über den Angriff vom 7. Oktober sowie die aktuelle Kriegslage im Gazastreifen. Neben Repräsentanten und Mitarbeitern der Universität konnten rund 200 Studenten teilnehmen, die sich vorab hatten anmelden müssen. „Wir können nur ahnen, was in Ihnen vorgeht nach diesem Trauma am 7. Oktober“, betonte Professor Markus Ogorek. Der Direktor des Instituts für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre hat die Vorlesungsreihe konzipiert. Ziel dabei ist, bei den Studenten über die akademischen Pflichtinhalte hinaus ein Verständnis für demokratische Strukturen und Prozesse zu schaffen. Dabei soll den jungen Menschen die Möglichkeit gegeben werden, mit führenden Akteuren des gesellschaftlichen Lebens in Dialog treten zu können.

„Es wird nie wieder so sein, wie vor dem 7. Oktober“, leitete Prosor seinen Vortrag ein. Die Stille im Hörsaal war greifbar, als er Beispiele von den barbarischen Terrorakten der Hamas schilderte. Er wies darauf hin, dass „die meisten der Menschen, die abgeschlachtet wurden, genau diejenigen sind, die Frieden wollen“. Diejenigen, die den 7. Oktober nicht verurteilten, könnten nicht unsere Gesprächspartner oder gar Freunde sein. „Dies ist die rote Linie.“ Er sei als israelischer Botschafter stolz zu sehen, wie Menschen unterschiedlichster sozialer Hintergründe nach Israel, der einzigen Demokratie im Nahen Osten, zurückkehrten. „Wenn wir zusammenhalten, sind wir stark, unbesiegbar.“ Eine Friedenslösung könne nur dann gelingen, wenn es in Gaza einen demokratischen Rechtsstaat gebe.

Abschließend lud der Botschafter seine zumeist jungen Zuhörer ein, auch kritische Fragen zu stellen. „Das ist der Sinn der Universität.“ Viele Studenten ließen sich nicht lange bitten. Nach einer sehr sachlichen Debatte verließ Ron Prosor nach gut eineinhalb Stunden unter großem Beifall der 300 Anwesenden den Hörsaal 2. Dabei ging es immer wieder auch um Antisemitismus in Deutschland. Prosor unterschied dabei zwischen linkem, rechtem und muslimischem Antisemitismus.

Auch mehrere Gemeindemitglieder nahmen an der Kundgebung teil

Seitens der Synagogen-Gemeinde Köln hatte Gemeinderabbiner Yechiel Brukner an der Vorlesung teilgenommen. „Chapeau, dass die Universität an dem lange vor dem 7. Oktober vereinbarten Termin mit dem Botschafter festgehalten hat“, betonte Brukner.
Bemerkenswert an dem Besuch des Botschafters an der Alma Mater ist, dass gleichzeitig ein Interview von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger für Aufsehen sorgt. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland kritisierte die FDP-Politikerin, dass sich einige Hochschulen nur halbherzig gegen Antisemitismus positionieren würden. „Viele Hochschulen sind ihrer Verantwortung gerecht geworden und haben sich klipp und klar gegen Antisemitismus positioniert. Wir sehen aber auch einige Hochschulen, in denen das nicht oder nur sehr zögerlich und halbherzig passiert“. Ob der Ministerin bekannt ist, dass es aktuell auch Fälle an der Kölner Hochschule gibt?

Denn am Rande des Prosor-Besuchs wurde bekannt, dass die Kölner Polizei nicht nur wegen antiisraelischer Schmierereien an einem Gebäude der Universität zu Köln in der vergangenen Woche ermittelt. Darüber hinaus werde gegen eine Studentin und einen Studenten wegen des Verdachts auf Körperverletzung und Volksverhetzung ermittelt. Sie stehen im Verdacht, über eine Musikbox im Bibliotheksgebäude israelfeindliche Musik abgespielt zu haben, was zu einer Auseinandersetzung mit dem Sicherheitsdienst geführt habe. Aus Sicht von Universitätsrektor Mukherjee gibt es „nirgendwo Platz für Antisemitismus in Deutschland“.