Schalömchen !
Neue Straßenbahn für Köln
Ab heute schicken wir diese Bahn kreuz und quer durch Köln.
Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Kölnerinnen und Kölner,
Ab heute schicken wir diese Bahn kreuz und quer durch Köln.
Die Synagogen-Gemeinde Köln freut sich darüber, dass in Zusammenarbeit mit der Stadt Köln und den Kölner Verkehrsbetrieben eine neue Straßenbahn kreuz und quer durch unsere Heimatstadt fahren wird.
Sie soll ein Zeichen für Toleranz, gegenseitiges Mit- und Füreinander sein. Sie soll ein Zeichen dafür sein, dass die jüdische Gemeinde, die nächstes Jahr ihr 1700-jähriges Bestehen feiert, zu Köln gehört und nicht wegzudenken ist. Sie soll ein Zeichen sein, dass wir zur Mitte dieser unserer Gesellschaft gehören und auch, dass wir in den letzten 1700 Jahren einen erheblichen Teil zur Entwicklung unserer Heimatstadt Köln beigetragen haben.
Jetzt werden sie fragen: warum „Schalömchen“?
Schalom heißt übersetzt „Frieden“. Manche Dinge lassen sich ganz einfach erklären: In unserer Heimatstadt werden Dinge, die wir lieb haben, die wir schätzen und die uns besonders wichtig sind, verniedlicht und mit einem „-chen“ am Ende ergänzt. Das bekannteste Wort dafür ist natürlich „Liebchen“. Und so ist es auch mit dem Wort Schalömchen.
Wir möchten den Kölnerinnen und Kölnern, wie auch den Gästen unserer Stadt, mit einem Augenzwinkern ein Lächeln ins Gesicht zaubern, wenn sie diese Bahn sehen und das Wort Schalömchen lesen.
In den vergangenen zwölf Monaten ist viel Bedrohliches und Abscheuliches geschehen: etwa der Anschlag von Halle und vor einigen Wochen oder der Anschlag auf die Synagoge zu Hamburg, wo ein Mann schwer verletzt wurde. Auch die massive Verbreitung und Benutzung von antisemitischen Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind in der Betrachtung der Situation nicht zu vernachlässigen.
Diese Bahn soll dazu beitragen, dass Antisemitismus in unserer Stadt keine noch so klitzekleine Berechtigung findet, dass Hass und Hetze kein Teil der Kölner Lebensart, kein Teil des Kölner Denkens und der Kölner Politik sind. Sie soll auch dazu beitragen, Berührungsängste gegenüber der jüdischen Gemeinde abzubauen. Sie lädt nicht nur ein, mit dieser Bahn zu fahren, sondern auch in die Gemeinde zu kommen und uns zu besuchen.
Lernen Sie uns kennen und stellen Sie fest, dass wir Nachbarn sind, der Student, der Arbeiter, die Angestellte, die Ärztin – wie überall sonst auch, ein Querschnitt der Gesellschaft.
Wie bereits erwähnt, feiern wir nächstes Jahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.
Was für ein geschichtsträchtiges Datum, ganz Deutschland wird an diesem Fest teilhaben und teilnehmen – und Köln setzt ein breites Zeichen in die Öffentlichkeit.
Wir sind nachweislich (durch eines Edikt des Kaisers Konstantins) die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen. Seit 1700 Jahren bereichern wir das Leben dieser Stadt, seit 1700 Jahren mal mehr, mal weniger wohl gelitten – so viel Ehrlichkeit muss sein. Doch heute wollen wir nach vorne schauen, aber ohne die Vergangenheit zu vergessen:
Mit dieser Bahn, die von der politischen Aussage aber auch vom kreativen Anspruch richtig gut gelungen ist.
Zum Schluss möchten wir uns noch einmal bei den Organisatoren für dieses Projekt bedanken.
An erster Stelle natürlich bei der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Frau Reker, die das Projekt von Beginn an unterstützt hat, dem Vorstand der KVB Köln, und Dr. Jung vom NS Dok.
Wir wünschen dieser Bahn Allzeit eine gute Fahrt, eine sichere Fahrt, und dass die Fahrgäste dieser Bahn gesund an ihr Ziel gelangen.
Im Namen des Vorstandes der Synagogen-Gemeinde Köln sagen wir von Herzen:
Danke ! …. und rufen Ihnen zu: