לֹא בְחַיִל וְלֹא בְכֹחַ כִּי אִם בְּרוּחִי אָמַר יְהוָה צְבָאוֹת
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Zum 75. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges

Am 8. Mai 1945 wurde die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet. Dies bedeutete, dass der blutigste Krieg der Menschheitsgeschichte zu Ende war. Möglich wurde es dank der Gefechts- und Geistesstärke der vereinten antifaschistischen Mächte, die das Böse, das die Welt bedrohte, besiegen konnten.

Der Zweite Weltkrieg dauerte sechs lange Jahre. Die summierte Bevölkerung der 62 Staaten, die in den Krieg hineingezogen worden waren, überstieg 1,9 Milliarden Menschen. Die gesamten Verluste liegen nach verschiedenen Schätzungen zwischen 50 und 80 Millionen Menschen, zu denen sowohl militärische als auch zivile Opfer zählen.

Eine Besonderheit des Zweiten Weltkriegs war die Politik des Völkermordes NS-Deutschlands an Juden, Slawen sowie Sinti und Roma, infolge derer diese Völker immense Verluste erlitten. Sechs Millionen vernichtete jüdische Leben – darunter 1,5 Millionen Kinder – werden niemals aus unserem Gedächtnis verschwinden. Die Zahl der verfolgten, unterdrückten, zu Krüppeln gemachten Menschen, die ihre Familie und Angehörigen verloren haben, lässt sich nicht fassen. Es ist eine unglaubliche Tragödie, die jeden Juden angeht und berührt.

Unter den Kämpfern gegen den Nationalsozialismus waren 1,5 Millionen jüdische Männer und Frauen – die genauso wie die nichtjüdischen Kämpfer ihren Beitrag zum Sieg über den Nationalsozialismus geleistet haben. Deshalb wird das Denkmal, dessen Enthüllung auf dem Friedhof in Bocklemünd für den 8. Mai 2020 geplant ist, auch an unsere Angehörigen erinnern, die nach dem Krieg in Köln lebten. (Der Vorstand tut alles in seiner Macht Stehende, um das Denkmal am 8. Mai zu enthüllen, es kann jedoch aufgrund der Corona-Krise sein, dass der Termin verschoben werden muss.)

Und während wir ihrer mit Tränen in den Augen gedenken, kommen wir nicht umhin, auch Freude darüber zu empfinden, dass sie uns die Freiheit und die Chance zum Leben gebracht haben. Möge ihnen ewige Ehre zuteil und ihr Andenken ewig geehrt werden!

Heute erinnern wir an den mutigen Kampf der jüdischen Kriegsteilnehmer. In den Armeen der Alliierten kämpften etwa 501.000 sowjetische Juden, 562.000 US-amerikanische Juden (ca.12% der jüdischen Bevölkerung der USA), 62.000 in der britischen und 140.000 in den polnischen Armeen. In der UdSSR gingen 27% der Juden freiwillig an die Front. Weitere ca. 30.000 waren in Partisanenvereinigungen aktiv. In den Gefechten wurden etwa 350.000 Juden getötet; ungefähr genauso viele wurden verwundet, ein Drittel von ihnen starb später an den Folgen. In der Roten Armee dienten 20.000 junge jüdische Frauen; 6.000 Feldärzte und Sanitäter starben bei Kampfhandlungen.

Allein in der Roten Armee gab es 305 jüdische Generäle und Admiräle, von denen 38 fielen (23 in der US-Armee), von 311 Rabbinern starben acht. Unter allen Kämpfern, die mit dem Goldenen Stern des Ordens Held der Sowjetunion ausgezeichnet wurden, nehmen jüdische Helden (mit 143 Personen) den 4. Platz ein.
Mutige jüdische Frauen und Männer leisteten Widerstand, führten bewaffnete Aufstände in Ghettos und Konzentrationslagern an, opferten oftmals ihr Leben für die Freiheit, gegen die Gewalt. Wir sind stolz auf unsere Väter und Großväter, die Freiheit und Leben verteidigten! Ihnen widmete die Lyrikerin Margarita Aliger diese Zeilen: „Die Nachkommen der tapferen Makkabäer, treue Söhne ihrer Väter… Tausende von kämpfenden Juden, tapfere Kommandeure und Soldaten, Ich würdige euch im Namen der Ehre des seit Jahrhunderten verfolgten Stammes. Vermisste Jungen, junge Männer, die in der Schlacht fielen“.

Und im Glauben an den Sieg des Guten über das Böse, unter den schwierigen Bedingungen der heutigen weltweiten Krise und der Zunahme des Antisemitismus, gratuliere ich allen Mitgliedern der Gemeinde, all jenen, die unter den Schrecken des Krieges gelitten haben, zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus!

Evgeny Karchemnik
Übersetzung N.M.